Bad Honnef | Fischessen war gestern, ab heute muss sich Bad Honnefs Politik wieder um die Probleme der Stadt kümmern. Eins der größten: Die Sporthalle in Aegidienberg.
Damit sie letztlich nicht als Fata Morgana in das dicke Bad Honnefer Buch der ungelösten Aufgaben eingeht, machen die Bad Honnefer Sportvereine Druck.
Seit kurzem verteilen sie unter dem Schirm des Sportverbandes Bad Honnef (svb) Aktionsflyer und Aufkleber, haben Plakate drucken lassen, eine Website eingerichtet und eine Facebook-Seite veröffentlicht. Überall fordern die Sportler, dass die Politik nun den Weg frei machen soll für den Bau einer wettkampffähigen Sporthalle in Aegidienberg. Die würde zwar über zwei Millionen Mark kosten, 500.000 Euro liegen bereits seit ein paar Jahren auf einem Konto, gespendet vom Sportförderer Joseph Bellinghausen. Der hat sich Zeit seines Lebens vor allem für die Jugend in den Vereinen eingesetzt. Eine Gruppe, die weitere Spenden akquirieren will, sitzt ebenfalls bereits in den Startlöchern.
Auf Sportnachwuchs muss die Stadt Bad Honnef, die sich gerne als Sportstadt bezeichnet, in der Zukunft verzichten. Durch die Verknappung der Trainingsmöglichkeiten schließen sich junge Menschen immer seltener Sportvereinen an. Aber die Clubs machen auch schon von sich aus die Schoten dicht, weisen teilweise Neubewerber ab. Vereine, die auf Trainingsangebote nicht verzichten können, weil ihre Aktiven an leistungsorientierten Wettbewerben teilnehmen, weichen auf Hallenkapazitäten in Trosidorf und Hennef aus.
„Zur Zeit kann der Bedarf der Sportvereine von ca. 40 – 45 Wochenstunden an Hallenzeiten nicht gedeckt werden, weil die entsprechenden Kapazitäten in einer Mehrfachhalle fehlen“, so Hermann Josef Hinsenkamp, stv. Vorsitzender des TV Eiche, „das entspricht in etwa der Anzahl Stunden, die aktuell für die Vereine in der Menzenberger Halle und in der SIBI II-Halle zur Verfügung stehen“.
Große Probleme haben zum Beispiel die Tischtennisspieler, Hockeyspieler und Handballer. Handball-Jugendtrainer Trainer Frank Weinz: „Für uns reichen die Trainingszeiten vorne und hinten nicht. Außerdem benötigen wir für unsere Jugendlichen, die ja schließlich an Meisterschaften teilnehmen, geeignete Trainingsmöglichkeiten.“ Bislang trainiert die Handball-Jugend in der Sibi-Halle. „Die ist einfach viel zu klein“, so Seniorentrainer Rainer Jonas.
Eine Weiterentwicklung des Bad Honnefer Sports ist unter den gegebenen Umständen kaum möglich, verzweifelt Hermann Josef Hinsenkamp, neue Sportarten könnten schon gar nicht eingeführt werden. Aber auch unter gesundheitlichen und sozialen Gesichtspunkten ist der aktuelle Zustand eine Katastrophe. „Sport ist wirklich oft die beste Medizin“, sagt Joachim Mester, Institutsleiter an der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS).“ Und spart natürlich auch Krankheitskosten.
An einen solchen Nutzeffekt denkt Bad Honnefs Politik offensichtlich nicht. Und auch nicht an die Chancen, die der Standort Aegidienberg bietet. Im Tal gibt es außer in Selhof Süd kaum Möglichkeiten, neue Sportstätten zu bauen. Durch die Anbindung an die Autobahn, den weiteren Bau von Hotels und die Schiene Aegidienberg/Oberpleis stellt „der Berg“ eine hervorragende Infrastruktur für ein Sporteldorado im Siebengebirge zur Verfügung. Sogar ein Leistungszentrum Siebengebirge wäre denkbar. Dafür gibt es vielfältige Projektförderungen und bei der heimischen Wirtschaft dürfte ein solcher Gedanke auch auf großes Interesse stoßen. Denn Sport ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor.
Der neue Bürgermeister ist gefordert, der alten Bürgermeisterin sei es gegönnt, dass sie hinsichtlich der Sporthalle noch ein Erfolgserlebnis verbuchen kann.
Freitag, 19.30 Uhr, treffen sich übrigens die Bürgermeisterkandidaten Guido Leiwig, Otto Neuhoff und Sebastian Wolff zum Boxtraining in der ATV-Sporthalle in Selhof. Das Training ist öffentlich. Die Aktion soll für eine starke Wahlbeteiligung werben und über die Arbeit der ATV-Boxabteilung informieren.