Bad Honnef Das Café eignet sich hervorragend für Familienfeiern, wirbt das Inselcafé auf seiner Website. Seit vergangener Woche trifft sich die große Familie der Asylbewerber regelmäßig auf der Insel zwischen Biergarten und Rheinanleger – allerdings nicht zum Feiern. Es geht um die besten Integrationsmöglichkeiten und das bedeutet, die ausländischen Gäste brauchen Antworten auf ihre vielen Fragen, Kontakte zu Bürgern und Unternehmen, Informationen über rechtliche Belange, Freitzeitangebote …
„Grenzenlos im Inselcafé“ heißt das neue geförderte Angebot, das Initiator Helmut Böndel beim letzten „Runden Tische Asyl“ in der letzten Woche vorstellte. Gastgeber ist Thangavel Poopal, Geschäftsführer des Cafés. Einen besseren kann es nicht geben.
Denn Poopal ist selbst Flüchtling. Vor 25 Jahren kam er alleine nach Deutschland, floh vor dem Bürgerkrieg in seinem Heimatland Sri Lanka, der erst 2009 endete. „Warum gerade Deutschland?“ Das kann Thangavel nicht beantworten, wahrscheinlich, weil sein älterer Bruder bereits vor ihm dorthin geflohen war. „Obwohl – alle anderen Geschwister meiner Familie haben sich andere europäische Länder als Ziel ausgesucht“.
Die beiden Brüder lebten zunächst in einem Heim in Godesberg, bevor sie sich dann später beruflich etablierten. Poopal: „Ich weiß sehr gut, was diese Menschen hier mitmachen.“
Deshalb hat er auch keinen Moment gezögert, sein Café als Treff zur Verfügung zu stellen. Natürlich weiß er, dass er von den „normalen“ Gästen lebt. Allerdings ist er sicher, dass vor allem die Honnefer den Kontakt nicht scheuen werden. Das Insel-Café ist natürlich nach wie vor für alle geöffnet. Die Flüchtlinge bezahlen nur den halben Preis, wenn sie etwas verzehren. Ermäßigungen gibt es übrigens auch für Bedürftige, die keine Asylanträge gestellt haben.
Nicht nur die Gebrüder Poopal sind wunderbare Beispiele für gelungene Integration. „Bei mir hat ein junger Mann aus Bangladesch gekellnert. Mittlerweile hat er einen festen Job bei Haribo in Bonn“, freut sich der Gastronom über die Entwicklung seines ehemaligen Mitarbeiters. Dann macht er auf einen Gast im Café aufmerksam, der gerade mit dem Handy telefoniert: „Er ist auch Flüchtling, kommt aus Kurdistan und lebt schon seit 25 Jahren in Deutschland. Vor Jahren hat er sich als Steuerberater in Bonn selbstständig gemacht.“
Thangavel Poopal ist sicher, dass Deutschland den Flüchtlingen nicht nur eine Zukunft bieten kann, sondern die Menschen aus den Kriegsgebieten auch eine Bereicherung für Deutschland sein können. Man müsse positiv denken und die richtigen Angebote machen. Eins zum Beispiel findet er ganz wichtig: „Mir hat es sehr geholfen, dass ich die deutsche Sprache lernen musste.“ Dabei half ihm am meisten die Notwendigkeit, sich am „richtigen Leben“ beteiligen zu müssen. Informationen oder Medien in seiner Heimatsprache standen ihm nicht zur Verfügung.
2016 voraussichtlich 1500 Asylsuchende in Bad Honnef
Zurzeit leben in Bad Honnef 368 Asylbewerbende. Die Stadt arbeitet intensiv daran, die Flüchtlinge gut und sicher aufzunehmen. Dies gilt vor allem für die 44 Menschen, die derzeit in der Turnhalle des Siebengebirgsgymnasiums untergebracht sind.
Der „Runde Tisch Asyl“ tagte zum vierten Mal. Bürgermeister Otto Neuhoff lobte die Flüchtlingsarbeit und dankte allen Engagierten ausdrücklich.
„Da das Internet für die hier untergebrachten Flüchtlinge als Verbindung in die Heimat von großer Bedeutung ist, haben wir vor, die größeren Unterkünfte in dieser Woche mit WLAN auszustatten“, so Neuhoff. Nachdem die SIBI-Turnhalle bereits über das Schulnetzwerk versorgt wird, sind Anschlüsse vorhanden.
Der Rat hat dem Abschluss eines Pachtvertrages über das Gelände des Wochenendplatzes am Rederscheider Weg in Rottbitze zugestimmt. Damit besteht dort nach der Herrichtung die Möglichkeit, in 40 mobilen Häusern bis zu 240 Personen unterzubringen. Nähere Informationen erhalten die Anlieger und Anliegerinnen in einer Informationsveranstaltung Anfang Dezember.
Schließlich wird das Jugendamt der Stadt in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses, der am 24.11.2015 stattfinden wird, umfangreich über die Flüchtlinge im Zusammenhang mit der Jugendhilfe berichten. Im Besonderen geht es um die Situation der unbegleiteten Jugendlichen und schulpflichtigen Kinder.
Nach der aktuellen Prognose geht die Stadt Bad Honnef davon aus, dass sich die Zahl der zugewiesenen Asylbewerber bis Ende dieses Jahres auf 450 bis 500 erhöhen wird. Für das kommende Jahr 2016 werden 1.500 Menschen vorausgesagt.