Bad Honnef | Wirtschaftsförderung und Bad Honnef – das passt zusammen wie Bohlen und Feldbusch. Immerhin hat letztere schon mal PR für die Innenstadtgemeinschaft gemacht.
Erfolgreicher als die für Wirtschaft Verantwortlichen der Stadt Bad Honnef?
Dabei waren sich heute in der Sitzung viele einig, dass der Wirtschaftsförderer auf verlorenem Posten steht. Als Einzelkämpfer und mit lausigem Budget engagiert er sich nach eigener Aussage zuerst für Gewerbe, Handel und Industrie. Aber auch für die Aufgaben der Stadt als „Kommune für biologische Vielfalt“. Und das verstand kaum einer der Ausschussmitglieder. Denn: „Was haben die Geschäftsleute davon?“ fragte verwundert Unternehmer Dieter Lüttge (Grüne).
Der Bericht des Wirtschaftsförderers Adalbert Fuchs war denn auch mehr eine Auflistung von Tätigkeiten, als ein visionäres, zielorientiertes Strategiepapier. Das hatten sich aber die Ausschussmitglieder gewünscht. Dr. Claudia Kreuder (FDP) kam zu der Schlussfolgerung: Wirtschaftsförderung à la Bad Honnef sei kein „zahnloser Tiger sondern eher eine zahnlose Maus“.
Dabei begannn der Abend verheißungsvoll. Zum Thema Gewerbepark Dachsberg hatte der Technische Beigeordnete Jopa Vedders Gutes zu berichten. Er geht davon aus, dass bis September 49 Prozent der Netto-Baulandfläche veräußert sind. Ein Drittel sei jetzt schon verkauft – 45000 Quadratmeter. Ein Problem stelle der Kreisel Windhagener Weg/Rottbitzer Straße dar. Hier habe das Land geschlampt, nun sei man auf der Prioritätenliste nicht mal mehr unter den ersten 30. Nur durch gute Kontakte zur Landtags-CDU sei erreicht worden, dass innerhalb der nächsten 14 Tage ein Gespräch im Ministerium stattfindet.
Weiterer Wermutstropfen: Um den Kreisel bauen zu können, muss eine Ersatzstraße angelegt und später wieder eingeebnet werden. „Das kostet zwischen 320.000 und 350.000 EUR“, so Vedders.
Ob die Politik noch etwas tun könne, um den Gewerbepark voran zu bringen, fragte Sebastian Wolff (CDU). Vedders: „Nein. Die Rahmenbedingungen sind gegeben.“
Ganz im Gegensatz zu den Verhältnissen bei der Stadtinformation und dem Tourismus-Büro. Was sich andere Städte richtig viel Geld kosten lassen, ist in Bad Honnef eine freiwillige Leistung und wird monatlich mit 1000 EUR vergütet. Dafür arbeiten neben dem hauptamtlichen Motor Thomas Bock 25 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mindestens 3150 Stunden im Jahr weit unterhalb des Mindestlohns. Sie vermitteln kostenfrei Unterkünfte, telefonieren mit Touristen, geben pausenlos Hilfestellungen, kümmern sich um Werbematerial … – wenn es bezahlt werden kann. In der Regel nicht. „Deshalb finanzieren jetzt zwei ehrenamtliche Mitarbeiterinnen aus eigener Tasche Aufkleber“, sagt Thomas Bock.
Sie erledigen noch andere Geschäfte, zum Beispiel geben sie Touristen Toilettentipps. Öffentliche gibt es in Bad Honnef nicht und das WC des Tourismus-Büros ist schon mal besetzt.
Nun fordert Bock 2000 EUR mehr im Monat und zwar ab Juli 2013. Ansonsten müsse er die Geschäftsräume Ende Juni kündigen, was er eigentlich nicht vor hat.
Natürlich will sich jedes Wirtschaftsausschussmitglied dafür einsetzen, dass das Geld im Nachtragshaushalt berücksichtigt wird. Allerdings: Warum sollte hier gelingen, woran Stadtbücherei und Musikschule höchstwahrscheinlich scheitern werden: an der Finanzierung freiwilliger Leistungen. Und: Was sagen andere auf finanzielle Unterstützung angewiesene Organisationen dazu, zum Beispiel der Centrum e.V.? Der wünscht dem Tourismus-Büro jedwede Unterstützung, pocht aber auch auf seine eigenen Interessen. Jedenfalls kündigte das noch außerplanmäßig während der Sitzung Vorsitzender Georg Zumsande an.
Bei so viel Desaster spielte die Konzeption der neuen Verwaltungswebsite schon gar keine Rolle mehr. Darum kümmere sich der Fachbereich 1, sagte in Vertretung Stadtmitarbeiter Torsten Trommeschläger. Die Technik bliebe die alte, die Inhalte würden optimiert.
Unverständnis bei Frau Dr. Claudia Kreuder. Sie gab zu Protokoll, das Projekt sofort zu stoppen und erst einmal dem Gremium vorzustellen.
Das wird ein Wunsch bleiben. In der letzten Sitzung wurde beschlossen, eine Clearingstelle zur Unterstützung des Amtes für Wirtschaftsförderung einzurichten. Daran erinnerte sich laut nur noch Helmut Achilles (FFW).
Ausschussvorsitzender Karl-Heinz Dißmann wünschte schönen Abend.