Bad Honnef | „Wir haben ein massives Interesse daran, dass der stationäre Handel erfolgreich ist“. Mit diesen Worten machte Bürgermeister Otto Neuhoff gleich zu Beginn des Dialogs mit den Unternehmen Mittwochabend im Rathaussaal deutlich, was ihm wichtig ist. Thema war die digitale Zukunft des stationären Handels in Bad Honnef. Neuhoff konkretisierte: Es geht um überregionale Bekanntheit, die Stärkung der Marke Bad Honnef und um Wettbewerbsfähigkeit. Dafür brauche man das Internet.
Als fachlicher Opener war Prof. Dr. Stephan Wimmers, Geschäftsführer der IHK Bonn-Rhein-Sieg, eingeladen. Wimmer, der zuvor an der IUBH lehrte, informierte gleich zu Beginn über die zwingende Notwendig einer digitalen Präsenz im WWW. Immer mehr Leerstände seien in den Innenstädten zu beobachten, der nicht filialorientierte Handel verzeichne Umsatzrückgänge. Das habe alles auch mit den Einkaufsmöglichkeiten im Internet zu tun. „Die Erfolgreichen sind die, die kombinieren“, so Wimmer.
Damit meinte er Unternehmen, die einen stationären Vertriebsweg mit Online-Marketing mixen – im Internet schauen, was es im Geschäft zu kaufen gibt. Wobei er auch einen Shop als Vertriebsweg nicht ablehnt. Allerdings sei der noch einmal mit einem anderen Aufwand verbunden. Der Handel müsse sich zwangsläufig weiterentwickeln, sonst seien Pleiten voraussagbar. Das Allerschlimmste wäre, jetzt nichts zu tun.
Dass im April 2016 eine längst überfällige Diskussion über einen mittlerweile 47 Jahre alten Vertriebskanal stattfand, konnte IT-Fachmann Dieter Lüttke nicht mehr sonderlich beeindrucken. Er zeigte den Anwesenden sein Shopsystem aus dem Jahre 2003, mit dem er mangels Interesse genau so scheiterte wie bei seinem zweiten Versuch sieben Jahre später.
Zum Schluss des Präsentationsteils stellte eine Agentur mit Peter Hurrelmann und Robert Zug an der Spitze die Inhalte eines möglichen Portals vor. Die Produkte sollten dabei im Vordergrund stehen, damit sie später von den interessierten Kunden im Google-Dschungel auch gefunden werden könnten.
Georg Zumsande, Vorsitzender des Centrum e.V., der für die Mehrheit der wenigen anwesenden Geschäftsleute sprach, meinte, der Sattel sei da, aber das Pferd fehle. Damit problematisierte er die Finanzierung. Schon 30 EUR seien für manchen Geschäftsinhaber viel Geld. Dieser Beitrag pro Teilnehmer wurde unreflektiert in den Raum gestellt. Bei 30 Firmeneinträgen kämen so 900 EUR in die Kasse. Eine Menge, die nicht ausreichen dürfte, fand er. Für ihn war klar: Wenn es etwas mit der Internetplattform werden soll, dann muss die Stadt ran – auch finanziell.
Ginge es nach ihm, dann „gerne“, antwortete Bürgermeister Neuhoff, vorausgesetzt der Wille sei bei allen vorhanden, das Projekt umzusetzen. Jedoch sei die Stadt, wie jeder wisse, klamm.
CDU-Ratsherr Hansjörg Tamoj fühlte sich schnell an alte Zeiten erinnert, wo gute Projekte gerne einmal zerredet wurden, sobald Probleme auftraten. Sein Rat: Man dürfe nicht nur die Geschäftsleute aus der Innenstadt beteiligen, sondern müsse auch die vielen anderen Selbstständigen auf das Angebot aufmerksam machen. Schließlich würde jeder Unternehmer von einem solchen Portal profitieren. Er halte es außerdem für möglich Förderer zu finden, die Geld zur Verfügung stellen würden. Er glaube, 50.000 EUR sei ein realistischer Betrag für ein solches Startup.
Dem pflichtete der Grüne Klaus Wegner bei und empfahl ebenso wie Annette Stegger von der SPD, Andere mit ins Boot zu holen, die bereits Portale betreiben.
Otto Neuhoff zum Schluss: Ohne die Initiative der Geschäftsleute werde es nicht gehen. Georg Zumsande sicherte zu: Schaffe die Stadt die Voraussetzungen für ein finanzierbares Stadtportal, wären die Geschäftsleute sicherlich dabei.