Bad Honnef-Rhöndorf | Es wurde laut letzte Woche an einem alten Weinberg in Rhöndorf oberhalb der Löwenburgstraße. Eine ferngesteuerte Mulchraupe arbeitete sich Stück für Stück durch das dichte Gebüsch und die dort wachsenden Brombeersträuche und sorgte „für Ordnung“.
Hintergrund ist das Naturschutzgroßprojekt chance7 des Rhein-Sieg-Kreises, das im Jahr 2015 in die Umsetzungsphase gegangen ist. Im Bereich der Stadt Bad Honnef wird man sich in diesem Jahr um die alten Weinbergsbrachen kümmern, die nach Jahrzehnten, in denen sie nicht mehr genutzt wurden, so stark zugewachsen sind, dass sie besonderen Tier- und Pflanzenarten kein Zuhause mehr bieten. „Durch die sogenannte Entbuschung der Steilhänge werden wieder Lebensräume für die Arten geschaffen, die auf besonnte und trockene Standorte angewiesen sind, wie z.B. Zaunammer, Segelfalter und verschiedene Pflanzenarten“, erläutert Projektleiter Georg Persch vom Rhein-Sieg-Kreis.
Gesagt – getan! Doch so einfach wie es sich anhört, ist die Maßnahme bei weitem nicht. Die steinige und sehr steile Fläche kann mit normalen Maschinen gar nicht „beackert“ werden. „Deshalb haben wir uns für eine ferngesteuerte Mulchraupe entschieden – ein Gerät, dass eigens für den Einsatz in schwierigem Hanggelände entwickelt wurde“, so Projektreferent Ralf Badtke. Die Raupe fräst die Gebüsche nah über dem Boden ab, ist durch ihren Kettenantrieb sehr geländegängig und minimiert Bodenschäden. Nach gleichem Muster soll noch eine weitere Fläche, am Koferberg oberhalb der Ortslage Rommersdorf, gerodet werden.
Zusätzlich zu den Entbuschungsmaßnahmen an den Weinbergsbrachen, werden in den angrenzenden Waldrändern Robinien entnommen, bei denen es sich um eine nicht heimische Baumart handelt, die aber vielfach die einheimische Vegetation unterdrückt. Außerdem wird entlang des Wanderweges zum Ulanendenkmal gemeinsam mit dem Bürgerverein Rhöndorf eine Allee aus rosa blühenden Weinbergpfirsichen gepflanzt.
„Ich bin sehr froh, dass wir nun mit den Mitteln aus dem von Bund und Land geförderten Naturschutzprojekt chance7 in der Lage sind, die Freistellung der Fläche zu finanzieren“, sagt Georg Persch. Eigentümer der Fläche sind der VVS (Verkehrs- und Verschönerungsverein Siebengebirge) und ein privater Besitzer – beide haben dieser Maßnahme bereitwillig zugestimmt.
Und was passiert in Zukunft? Ziegen und Schafe sollen auf den alten Weinbergsflächen weiden, denn ohne weitere Pflege würden sie in nur wenigen Jahren wieder zuwachsen.
chance7 ist Bestandteil des Bundesförderprogramms „chance.natur“ des Bundesamtes für Naturschutz. Dessen Ziel ist es, herausragende Bereiche des Naturerbes in Deutschland durch gezielte Maßnahmen langfristig zu erhalten und zu entwickeln. Im Rhein-Sieg-Kreis und in der Bundesstadt Bonn werden seit 2015 bis voraussichtlich 2025 auf rund 11.300 Hektar Fläche zwischen dem Siebengebirge und der oberen Sieg vor allem Weinbergsbrachen, Obstwiesen, extensiv genutztes Grünland, Heide und Feuchtwiesen sowie der Waldumbau und die natürliche Waldentwicklung gefördert. Dazu gibt es spezielle Förderangebote an die Bewirtschafter oder Eigentümer der Flächen. Weiterhin ist der Rhein-Sieg-Kreis interessiert am Ankauf der für den Naturschutz wichtigen Flächen, aber auch von geeigneten Tauschflächen. Die Teilnahme am Programm ist freiwillig. (rl)
Foto: RSK