Bad Honnef | Die Schlagzeile heute auf SZ.de schockt: Studentin in Uni vergewaltigt! Was sich aktuell in München zugetragen hat, ist für die Mitarbeiterinnen des Bad Honnefer Frauencentrums täglich Thema: Gewalt.
„20 Vergewaltigungen werden täglich in Deutschland angezeigt, 35 Prozent der in Deutschland lebenden Frauen haben seit ihrem 15. Lebensjahr mindestens einmal sexuelle oder körperliche Gewalt erlebt“, sagt Sozialarbeiterin Jacqueline Michal vom Frauenzentrum Bad Honnef. Erschreckend auch die Zahl, die etwas über die Beziehung zwischen Opfer und Täter aussagt: „77 Prozent der von sexueller Gewalt betroffenen Frauen sei der Täter bekannt“, so Michal. Bedeutet: In den meisten Fällen handelt es sich um Gewalt in der Familie und im nahen Umfeld.
Dabei dürften diese Ergebnisse nur einen kleinen Ausschnitt von dem zeigen, was tatsächlich täglich an sexueller Gewalt geschieht. „Denn am häufigsten kommen Übergriffe vor, die nicht strafrechtlich relevant sind, das heißt, ihr wiederholtes Nein zu einem Date wurde nicht akzeptiert, sie wurde angestarrt oder gegen ihren Willen angefasst“, berichtet die Psychologische Beraterin Dr. Christina Münk. Unter diesem Gesichtspunkt sei jede zweite Frau schon mindestens einmal belästigt worden.
Im vergangenen Jahr beschloss der Deutsche Bundestag: „Nein heißt Nein“. Demnach kann eine sexuelle Handlung auch dann strafrechtlich geahndet werden, wenn sich das Opfer nicht aktiv wehrt. Allerdings müsse das Nein vor Gericht deutlich gemacht werden, so Münk.
Opfer sexueller Gewalt erleiden einen regelrechten Horrortrip – nicht nur während der Tat. Viele Betroffene belastet der Missbrauch ein Leben lang. „Sie leiden unter psychischen Folgebeschwerden wie Schlafstörungen, Depressionen und Ängsten“, erklärt Sozialarbeiterin Lisa Schulte. Zu den Klienten des Frauenzentrum-Teams gehören auch Flüchtlingsfrauen.
Damit sich Frauen und Mädchen besser vor sexueller Gewalt schützen können, hat das Frauenzentrum im Oktober 2016 eine vom Land NRW geförderte Stelle „Prävention und Öffentlichkeitsarbeit gegen sexualisierte Gewalt“ eingerichtet, die von Christina Münk ausgefüllt wird. Die Beraterin arbeitet eng mit Lisa Schulte zusammen, die für „Hilfen nach sexualisierter Gewalt“ zuständig ist. Beide Fachkräfte leiten im Frauenzentrum inhaltlich einen eigenständigen Arbeitsbereich.
Ihre Aufgaben sind unter anderem die gesellschaftliche Sensibilisierung für Formen sexualisierter Gewalt, Öffentlichkeitsarbeit zur Aufklärung der Bevölkerung über die Folgen von sexualisierter Gewalt und ihre gesellschaftlichen Bedingungen und Vernetzung von Kooperationspartnerinnen. Augenblicklich wird eine Kampagne zur Aufklärung über sogenannte K.-o.-Mittel vorbereitet, Vorträge und Schulungen über sexualisierte Gewalt im Internet werden folgen, ebenso Aufklärungsveranstaltungen über den gesellschaftspolitischen Kontext und Kurse zur Selbstverteidigung und Selbstbehauptung.
Die Arbeitssituation ist trotz dieser bitteren Gewalt-Realität mit ihren dramatischen Folgen für die Mitarbeiterinnen des Frauenzentrums existenziell keineswegs entspannt. Ihre Arbeitsplätze sind abhängig von Förderungen des Landes und die müssen in Jahresabständen neu beantragt werden.
Auch die neu geförderte Stelle birgt ihre Tücken, denn 5.000 EUR muss der Verein selbst aufbringen.
Frauen für Frauen e.V.
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