Bad Honnef | Danach schleckt sich so manche Kommune die Hände: nach einem professionell geführten Stadtarchiv. Seit 2013 gibt es eins in Bad Honnef, das ehrenamtlich „professionell“ geführt wird und bei Bürgern und Repräsentanten viel Lob und Anerkennung findet.
Seit dem Verkauf des Hauses Hauptstraße 40, in dem das einzige funktionierende Bad Honnefer Stadtarchiv noch untergebracht ist, sucht der Gutenberghaus e.V. verzweifelt ein neues Zuhause. Dabei ist das ehrenamtlich betriebene Angebot nicht nur für die Stadt von unschätzbarem Wert. Bürgerinnen und Bürger, Wissenschaftler, Heimatforscher, Politiker, Architekten, Schulklassen geben sich dort die Klinke in die Hand, um die Historie Bad Honnefs kennenzulernen.
Die Stadt hilft nicht, obwohl sie nach dem Gesetz über die Sicherung und Nutzung öffentlichen Archivguts verpflichtet ist, ein Stadtarchiv zu führen. Sie hebt zwar Berichte, Chroniken, Protokolle etc. irgendwo unter dem Rathausdach auf. Doch die sind noch nicht einmal frei zugänglich, was sie nach dem Gesetz sein müssten. Interessenten müssen erst einen Antrag stellen, um Dokumente einsehen zu dürfen. Betreut wird das Archiv von der Pressesprecherin, die mit ihrem Haupt-Job sicherlich mehr als genug zu tun hat.
Eigentlich ist das Gutenberghaus also ein Glücksfall für die Stadt Bad Honnef. Aber nicht einmal in Rhöndorf liegen offensichtlich genügend Gemeinsamkeiten vor.
So bekamen die ehrenamtlichen Archivare eine Anmietung von Räumen in der Heimatstube des Bürger- und Ortsvereins in Aussicht gestellt. Die Hoffnung zerbrach kürzlich, weil angeblich keine Handwerker aufzutreiben gewesen seien, um die Immobilie in Schuss zu bringen und auch der angepeilte Mietpreis behagte dem Bürger- und Ortsverein nicht. Peter Profittlich teilte Renate Mahnke schriftlich mit, 2016 sei mit einem Miet- oder Kooperationsvertrag nicht mehr zu rechnen. Punktuell könne der Gutenberghaus e.V. jedoch gerne in der Heimatstube Veranstaltungen durchführen.
Das nützt der studierten Archivarin und Heimatkümmerin Mahnke wenig. Wenn nicht bald etwas geschehe, dann müsse sie wohl ihr Engagement einstellen. Für Bad Honnef wäre das ein erheblicher Verlust, zudem für eine Stadt, die die Landesgartenschau durchführen wollte, ein heftiger Imageschaden.
Der allerdings nicht sein müsste. Denn Renate Mahnke kann sich durchaus vorstellen, in den beiden Sitzungsräumen im Erdgeschoss ein erstklassiges Stadtarchiv aufzubauen.
Für die meisten Stadtverordneten war die Verabschiedung des ISek-Rahmenkonzepts ein Paradigmenwechsel in der Stadtentwicklung. Mal sehen, ob Kreativität und Wille auch für wichtige kleine Projekte taugen.