Bad Honnef | „Manolo“ war der erste „offizielle Trommler und Einpeitscher“ in der Fußball-Bundesliga. Er machte bis zu seinem Tod 2008 Stimmung für seine Borussia am Bökelberg. Mittlerweile haben fast alle Vereine, die etwas auf sich halten, ihren Manolo. Auch die Dragons.
Sie haben sogar ein ganzes Trommel-Konzert, angeführt von Manolo-Jens Koelzer, auch liebevoll der „Trommler vom Menzenberg“ genannt. Beim letzten Heimspiel gegen Nürnberg blieb sein Platz allerdings leer. Und die anderen Trommeln schwiegen. Jedenfalls während des ersten Viertels.
Über 900 Zuschauer erlebten wahrscheinlich zum ersten Mal den DragonDome ohne rhythmische Paukenschläge. Denn auch im Nürnberger Fanblock blieb es still. Die Schlachtenbummler trafen erst mit fast 20-minütiger Verspätung ein.
Zu diesem Zeitpunkt hatten einige der heimischen „Einpeitscher“ wieder ihre Plätze eingenommen. „Wir wollten ein Zeichen setzen“, sagte Fanclubvorsitzende Vanessa Bechtold. Allerdings: „Wir wollen auch kein Fass aufmachen.“
Das will auch Jens Koelzer nicht.
Beim letzten Heimspiel im vergangenen Jahr bretterte ein gegnerischer Spieler – nicht zum ersten Mal – durch die Werbebanden direkt ins Trommelkonzert. Das brachte die Schiedsrichter auf den Plan, dann eine RTV-Offizielle, dann die Ordner. Und es kam zu einem nicht unemotionalen Disput zwischen allen Beteiligten.
Manolo-Jens, der seit 1995 die Dragons aktiv begleitet und als DRK-Profi ein Mann der Tat ist, entwickelte spontan seine ganz persönliche Überlebensstrategie, ließ Trommel Trommel sein und verließ seinen Platz. Denn: Was hatten er und das Akustikgerät damit zu tun, dass der Spieler durch die Bande flog?
Für ihn war klar, dass er sich so nicht „anmachen“ lassen wollte und außerdem sei es ja auch nicht immer eine pure Freude, auch bei der höchsten Niederlage den Takt in der Halle anzugeben.
Bis heute weiß der Dragons-Drummer nicht, warum und worüber sich die Hallen-Offiziellen aufgeregt haben. Ein Gespräch gab es nicht. Was den Fanclub veranlasste die sechs Trommeln, die die Mitglieder aus eigener Tasche finanziert haben, ein Viertel lang schweigen zu lassen – als Zeichen.
Während Manolo und die Fanclub-Chefin auf Nachfrage äußerst vereinsloyal informierten, zeigte sich der Vorstand trotz der über 900 Zeugen in der Halle und der Zuschauer von Sportdeutschland.TV weniger offen. Er wolle das Thema intern regeln. Dort gehöre es hin, dort solle es bleiben.
Kann er jetzt. Denn Jens Koelzer wurde mittlerweile aus dem Krankenhaus entlassen. Das musste er vor der Partie am letzten Samstag wegen einer plötzlichen Erkrankung aufsuchen.
Am 16.1. will er auf alle Fälle beim Heimspiel gegen MLP Academics Heidelberg in der Halle sitzen. Ob als Zuschauer oder Manolo, lässt er offen.