Bad Honnef-Rhöndorf | Das Unterdorf mausert sich. Trat im letzten Jahr beim traditionellen Fußballspiel gegen das Oberdorf nur ein Spieler an, waren es diesmal wenigstens fünf. Gegen die Übermacht aus dem Oberdorf, das die doppelte Anzahl an Spielern stellte, waren die „Weltmeister vom Rhing“ allerdings chancenlos und unterlagen mit 4:15 (HZ 1:7). Das hatte aber auch noch einen anderen Grund.
Denn die in Orange gekleideten Oberdörfer traten auf der Anlage der Förderschule „Haus Rheinfrieden“ mit der „halben“ Profimannschaft der SF Aegidienberg an. So zauberten Michel und Nils Schülgen sowie Oliver Karp nach Belieben und ließen den Gegner alt aussehen. Allein Supertorwart Alexander Höhner verhinderte eine noch höhere Niederlage.
Seit 1948 treffen sich jeweils am zweiten Weihnachtstag die Mannschaften aus dem Unter- und Oberdorf zum Fußballvergleich. Gespielt wird (wie in der Politik) nach eigenem Regelwerk (RRW – Rhöndorfer Regelwerk): Erst kicken, dann kippen. In der Praxis bedeutet das, dass es statt gelber und roter Karte verschiedenfarbige Schnäpse als Bestrafung für Undiszipliniertheiten. Deshalb forderte Schiedsrichter Bernd Baumgarten, der 44 Jahre selbst als Spielführer auflief, heute die Akteure bei allzu fairem Spielverlauf auch schon einmal auf, etwas mehr zur Sache zu gehen: „Ihr spielt mir hier ein bisschen zu fair.“
Dass nach der Spielverweigerung der Unterdörfler im letzten Jahr heute wieder eine komplette Mannschaft auflaufen konnte, war sicherlich auch ein Verdienst von Udo Krahe, der die Rhöndorfer Tradition schon untergehen sah: „Das ist eine ernste Sache, die wir besprechen müssen“, sagte er 2015 im Interview mit honnef-heute.de. Offensichtlich fand ein Gespräch statt.
Einzig das Wetter hatte heute ein Problem. Pünktlich mit dem Anpfiff begann es richtig heftig zu regnen. Umso größer die Freude auf die dritte Halbzeit.