Bad Honnef | Mit einem einzigen Anruf in der letzten Woche brachte die Mayerische Buchhandlung den Bad Honnefer Einzelhandel und viele Bürgerinnen und Bürger in Aufruhr. Sie informierte die Bücherei Werber darüber, dass sie Interesse an der Eröffnung einer Filiale im alten Kaiser’s-Gebäude habe. Zudem bot sie eine Übernahme der traditionsreichen Bücherei in der Hauptstraße an. Ulrike Helmling, Mitinhaberin von Werber, war baff: „Für mich ist das undenkbar, hier etwas in andere Hände abzugeben.“ Und: Käme die Filiale, könne Werber zumachen.
Nun rätseln Fachleute, was sich die Mayersche von einer Filiale in Bad Honnef verspricht. Man müsse ja nur einmal in die Fußgängerzone gehen um festzustellen, wie hoch die Kundenfrequenz ist. Filialschließungen sind für die Kette nichts Neues. Eine Flaute erlebte der Litraturriese unter anderem im Jahr 2013 und schloss laut Lüdenscheider Nachrichten seine Filialen in Lüdenscheid, Iserlohn, Bochum und Hamm. Wikipedia listet weitere Schließungen nach 2010 in Köln, Leverkusen, Koblenz, Düren und Remscheid.
Viele Fragezeichen wirft auf, dass das Aachener Unternehmen mit seinem Vorhaben vermutlich wenigstens vier funktionierende Geschäfte mit großer Tradition an ihre wirtschaftlichen Grenzen treiben würde, zumal sie mit ihrer Aktion „Meine Stadt soll leben! Shoppen und Surfen vor Ort“ vorgibt, genau das verhindern zu wollen. So ist auf der Website zu lesen:
„Das Lieblingsgeschäft um die Ecke verschwindet, die Stadt verliert an Profil und die Lebendigkeit der Innenstadt klingt ab. Arbeitsplätze gehen verloren und die Stadt verliert Steuereinnahmen, die wiederum für die Stadt eingesetzt werden könnten. Das soziale Engagement leidet.“
An anderer Stelle kritisiert der nordrhein-westfälische Bücherei-Dino Amazon. Es sei nicht neu, dass der Konzern „gegenüber Partnern, Konkurrenz und Mitarbeitern nicht gerade zimperlich ist, wenn es darum geht, die eigene Bilanz zu optimieren“. Einen nächstenliebenden Eindruck macht das Mayerische Vorpreschen auf den Bad Honnefer Markt allerdings auch gerade nicht.
Nach der Auffassung der Mayerischen habe kaum jemand „einen stärkeren Einfluss auf die Innenstädte als jeder Einzelne von uns. Wir haben es in der Hand, wie sich die Stadt entwickelt“.
Anderer Auffassung ist da die Stadt Bad Honnef. Sie erklärte in einer letzte Woche eiligst verschickten Presserklärung, sie habe auf die Form der Nutzung der Räumlichkeiten keinen Einfluss.
Wenige Tage vor dem Anruf der Mayerschen fand noch in Bad Honnef ein Gespräch der Stadt mit Geschäftsleuten, Investoren und auch der Gesellschaft statt, die die Kaiser’s-Immobilie vermarktet. Mit ihr stehe die Stadt im regelmäßigen Austausch. Dabei sei unter anderem das Ziel, die städtischen Interessen in den Entwicklungsprozess der Immobilie einzubringen.
Zurückhaltend bisher die Bad Honnefer Parteien. Keine gab bislang ein offizielles Statement dazu ab, ob sie in einer möglichen Mayerischen Filiale eine Gefahr für Teile des bestehenden Bad Honnefer Einzelhandels sehe oder nicht.
Laut Ulrike Helmling habe die Mayerische behauptet, eine Bad Honnefer Wirtschaftsinstitution sei auf sie zugegangen und habe ihr ein Engagament in Bad Honnef angetragen. Die “Initiative Wirtschaft für Bad Honnef” ist es nach eigener Aussage nicht gewesen. Wer dann?