Dachmarke: Die Suchenden sehen nicht die Realität Die Einführung der neuen Bad Honnefer Dachmarke zeigt, wie schnell aus gut gemeint gründlich misslungen werden kann. Dabei geht es gar nicht mehr um den Wortlaut, sondern vielmehr um die Art und Weise wie sich die Verantwortlichen ihre Bürger vorstellen – nämlich als eine mehr oder weniger uninteressierte Masse, der man erst zeigen muss, dass es sich lohnt, sich für die Stadt zu engagieren.
Offensichtlich ist das seit Jahrzehnten lebendige Engagement vieler Bürger für diese Gemeinde an den Machern der Dachmarke vorbeigegangen. Dazu gehören zum Beispiel Vereinigungen wie der Kulturring, der Jahr für Jahr ein für eine Stadt dieser Größe herausragendes Angebot auf die Bühne bringt oder die Gemeinschaft Centrum, die mit ihren Märkten und Veranstaltungen die Innenstadt belebt. In Rhöndorf ist es der Kulturtreff, der Besucher anzieht. Die Liste der Initiativen und Organisationen ließe sich noch weiter fortführen.
Daneben arbeiten Ehrenamtliche in den Vereinen und den Kirchen ohne großes Aufsehen für das Gemeinwohl. Sie müssen nicht von der Verwaltungsspitze daran erinnert werden, dass „Gemeinde etwas mit Gemeinschaft zu tun“ hat. Zum bürgerlichen Engagement gehören unter anderem auch die freiwilligen Helfer, die Klassenräume der städtischen Schulen renovieren und damit die Untätigkeit der Stadt buchstäblich übertünchen.
In der Märchenbroschüre zur Dachmarke müssen erst die „Suchenden“ kommen, um den Bürgern der Stadt die Schönheit ihrer Gemeinde vor Augen zu führen und sie zu mehr Einsatz für Bad Honnef aufzufordern. Offensichtlich sind die „Suchenden“ leider mit geschlossenen Augen unterwegs gewesen, denn in dieser Stadt gibt es niemanden, der nicht weiß, wie schön und erhaltenswert dieser Ort ist – mit oder ohne Dachmarke.
Walther Wuttke