Thema: Bücherei Werber / Meyersche Buchhhandlung
Sie schreiben, dass es noch keine öffentliche Stellungnahme Honnefer Politiker zum Thema gibt. Nach meiner Erinnerung haben Sie und ich ausführlich über das Thema gesprochen – und mit Ausnahme taktischer Einschätzung von Rathaus und einigen Kommunalpolitikern, die mir gerade an dieser Stelle als entbehrliche Fingerübung erschien – große Einigkeit vermerkt.
Eine Filialeröffnung der Meyerschen würde die vorhandenen Buchhändler in Bad Honnef tatsächlich stark gefährden. Das bekannte Schreibwarengeschäft auch, denn solche Artikel stehen in Meyerschen Filialen. Zudem Cafés im näheren Umkreis.
Das allein täte der Stadt weh. Ein einzelner Leerstand würde beseitigt, diverse neue in der Folge einer solchen Eröffnung wären kaum zu vermeiden. Verdrängungsopfer. Nachhaltiger Schaden für die City, deren Attraktivität. Die Geschäfte in der Stadt greifen mit ihren Services ineinander. Sie sind vorwiegend inhabergeführt, reden miteinander und interagieren manchmal seit Jahrzehnten. Über Centrum e.V. passiert das auch organisiert. Bei allen immer wieder beklagten Mängeln: Dieses verzahnte Miteinander ist gut für die Stadt. Und es gefällt den Honneferinnen und Honnefern. Eine Form von Lebensqualität. Anders als bei vielen Nachbarn. Besser. Je mehr Ladenlokale lebendig sind, je mehr Facetten sie bedienen, je organischer die Angebote zueinander passen oder sich ergänzen – desto schöner.
Ohne die letzte Weisheit in dieser Sache zu beanspruchen glaube ich: Die Meyersche bekäme Bad Honnef nicht gut.
In den benachbarten (größeren) Städten schlossen zudem Meyersche schon öfter wenige Jahre nach Eröffnung. Und just gerade verdrängte im Augustiner Huma-Zentrum eine Filiale der Kette den dort lange ansässigen, engagierten und verdienstvollen Buchhändler. Bei meinen Nachfragen in der Aachener Zentrale der Meyerschen waren ausschließlich Umsatzsteigerungswünsche als Motiv für eine ggf. in unserer Stadt avisierte Filiale zu erkennen. Die einst geäußerten Gedanken zur Meyerschen als Akteur in positiver Stadtentwicklung fanden sich dort nicht wieder.
Das durch die Schließung des K-Marktes verursachte Defizit der City würde durch die Meyersche nicht angepackt: Es braucht eine Nahversorgung in zentraler Lage. Da hilft das Träumen vom großen Markt im Rhöndorfer Businesspark nicht und auch (noch) nicht die ungeklärte Perspektive des Postgebäudes. Vielleicht wäre eine Art kleine Markthalle sinnvoll.
Was immer an Konzepten in Richtung dieser Aspekte (Einkauf zentraler Artikel für Tisch und Haushalt) geht, ist überlegenswert. Die Honnefer City sollte auf übersichtlichem Niveau „alles“ können; sie ist nicht die Hohe Straße und auch nicht der Neumarkt.
Der Bürgermeister liegt übrigens richtig mit seiner Aussage, keinen direkten Zugriff auf die Vermieter und deren präferierte Kunden zu haben. Dennoch ist es bestimmt möglich, sich in Parteien und Rat ein Bild zu machen und eine eigene Meinung zu formulieren. Die dann dem Vermieter, den Bürgerinnen und Bürgern und gern auch bei Bedarf Interessenten wie der Meyerschen zugestellt werden kann. Das Werber-Team macht es richtig: Seine Unterschriftensammlung wird die Aachener Zentrale der Meyerschen nicht ermutigen.
Dennoch sollte das alles gut abgewogen werden. Es ist noch nicht lange her, dass wir mit dem Verweis eines Fachgeschäftes am Markt einen großen Spielzeuganbieter auf der grünen Wiese am HIT verhinderten: Im Ergebnis gibt es heute gar kein solches Geschäft mehr, weder hier noch da. Würde Bad Honnef z.B. wirklich noch zwei weitere Sortimenter halten können? Einen in Rhöndorf und einen in der Post? Fragen solchen Kalibers gibt es einige; die Antworten darauf sind schwierig. Jedenfalls traue ich sie mir nicht zu. Und glaube auch nicht denen, die das alles und das natürlich noch viel besser wissen.
Dass die Stadt jetzt nach dem Aufbau einer ordentlichen Bau- und Planungsabteilung eine solche zur Wirtschaftsförderung bildet, macht Mut. Auch die Einstellung eines City-Managers schafft Perspektive. Gute Idee. Denn wenn der den Kontakt zur Honnefer Geschäftswelt pflegt, dann gewinnt er nachhaltige und belastbare Informationen. Diese, in Verwaltung wie Stadtrat eingespeist, ermöglichen gut begründete Entscheidungen. Und darauf aufbauend ganz viele öffentliche Verlautbarungen von Kommunalpolitikerinnen und -politikern. Garantiert….
Aber selbst dann werden Blüten blühen wie der wirklichkeitsferne Wunsch nach Wachstum um 3.000 Bewohnerinnen und Bewohner. Oder auch 5.000 (BB und FDP). Wer bietet mehr?
Burkhard Hoffmeister