Bad Honnef | Eigentlich unfassbar: Das einzige gut funktionierende Bad Honnefer Stadtarchiv wird von einem privaten Verein ohne städtische Unterstützung geführt. Der muss jetzt seine bisherige Unterkunft in der Hauptstraße verlassen. Eine Räumungsklage läuft. Renate Mahnke, Vorsitzende des Gutenberg e.V.: „Jetzt ist Schluss, ich ziehe erst einmal mit einigen Sachen in meine Garage.“
Die befindet sich in ihrem Privathaus in Rheinbreitbach. Der dortige Heimatverein zeigte sich hilfsbereit, stellte zusätzlich noch ein bisschen Platz auf dem Speicher seines Hauses zur Verfügung. „Sonst bekomme ich die meisten Sachen doch gar nicht unter“, so Mahnke.
Trotzdem findet die Historikerin und Archivarin für einen erheblichen Rest keinen Platz. Der wird nun während eines Flohmarktes am Samstag und Sonntag von 11 Uhr bis 17 Uhr im Gutenberghaus verkauft. Darunter befinden sich Bücher, antike Möbel und neuwertige Glasvitrinen.
Anfang 2013 übernahm die Vereinsgründerin Renate Mahnke in Bad Honnef das Haus Gutenberg in der Hauptstraße 40, renovierte es liebevoll richtete ein Heimatarchiv mit Museum ein und machte es zu einem beliebten Treffpunkt für Heimat- und Kulturinteressierte, Schulklassen, Wissenschaftler und Medienleute.
Die neue Einrichtung fand bei der Bevölkerung großen Zuspruch, viele Bürgerinnen und Bürger brachten historische Stücke in das Gutenberghaus oder ergänzten das Wissensarchiv mit überlieferten Informationen und Geschichten. Mahnke: „Dieses kulturelle Erbe ginge sonst unwiederbringlich für die Nachwelt verloren.“
Im vergangenen Jahr musste Renate Mahnke das Haus verkaufen, der Verein konnte die von den neuen Eigentümern ausgerechnete Miete nicht aufbringen. Zwischenzeitlich kam es zu einer juristischen Auseinandersetzung, die eine Räumungsklage nach sich zog.
Monatelang bemühte sich Mahnke um bezahlbaren Ersatz, unter anderem waren auch die Rhöndorfer Heimatstube und das frühere Ziepchens im Gespräch. Diese Varianten kamen wegen der räumlichen Bedingungen bzw. wegen der Höhe der Mieten nicht in Betracht. Auch die Stadt bot Räume an, die allerdings ebenfalls aus Platz- und Kostengründen nicht akzeptiert werden konnten. Hoffnung machte sich der Gutenberg e.V. auf einen kleinen Sitzungssaal im Rathaus und freigewordene Klassen in der Konrad-Adenauer-Schule. Ein Einzug ins Rathaus war für die Stadt keine Option und in die Klassenäume der KASch zieht die Volkshochschule.
Auch Heimatkünstler Willi Birenfeld schaltete sich in die Suche nach einem Ersatz für das Archiv und Museum in der Hauptstraße ein, führte selbst Gespräche mit der Verwaltung. Ohne Erfolg.
Den Entschluss, das wertvolle Archiv nun in ihren Privaträumen in Rheinbreitbach unterzubringen, fasste Renate Mahnke mit Widerwillen. „Aber was soll ich machen? Ich weiß nicht, was ich noch tun kann, um das Archiv zu erhalten.“
Ein Jahr gibt sich die engagierte Vorsitzende jetzt noch Zeit. Findet sie bis dahin keine geeigneten und bezahlbaren Räume, will sie ihr Heimatarchiv-Projekt aufgeben.
Bis dahin können Interessierte telefonisch Besuche vereinbaren. Allerdings müssen sie dann nach Rheinbreitbach fahren, um sich über die Bad Honnefer Historie informieren zu können.
Gutenberghaus e.V.
Tel: 0 22 24 / 98 70 950
www.gutenberghaus.org
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