So manch ein Ratsmitglied musste schlucken, als Richard Thomas zum Ende des öffentlichen Teils der Ratssitzung mitteilte, das Erzbistum Köln wolle seine Realschule St. Josef zu einer Gesamtschule umbauen. Dasselbe Erzbistum, das noch zu Beginn des Jahres gegen die Errichtung einer Dependance in Bad Honnef klagen wollte. Dasselbe Erzbistum, das mit seinem Verhalten Eltern verunsichert hat und Stimmung gegen eine positive Schulentwicklung an der Seite von Königswinter gemacht hat. Dasselbe Erzbistum, das seine Sporthalle nicht unbedingt ins Zentrum des Bad Honnefer Vereinssports verlegte.
Nun soll alles ganz anders werden. 20 Millionen will die Kirche in einen Neubau stecken, sogar die Turnhalle erweitern und für alle öffnen. Das hört sich wirklich sehr merkwürdig an.
Kaum zu glauben, dass plötzlich Liebe, Treue und Solidarität in Köln die erste Geige spielen. Bei 820 Millionen Euro Einnahmen im Jahr 2010, davon gut 610 Millionen durch Kirchensteuern, ist wohl eher an Marktmacht und Konkurrenz-aus-dem-Weg-räumen gedacht. Denn jeder andere Träger einer Gesamtschule würde an der Existenz der Realschule kratzen.
Nein! Das Erbistum hat sich erst einmal durch sein Verhalten gegen Bad Honnef ins Abseits manövriert. Die Klage wiegt schwer, hat viel Vertrauen gekostet. Und das Misstrauen wird noch größer, wenn von einem Neubau die Rede ist. Da hat Michael Oswald recht, wenn er nach der Nutzung der Konrad-Adenauer-Schule fragt. Warum will die Kirche neu bauen, wenn es in unmittelbarer Nähe zum Stammhaus ein nutzungsgerechtes Gebäude gibt?
Gut, dass ein weiterer Träger sein Interesse angemeldet hat, der mehr Bezug zu Bad Honnef hat als die Pax-Bank in der Kölner Christophstraße. Und von dem liegt bereits ein fertiges Konzept vor.