Bad Honnef | Geld machen ist in der Altenpflege immer ein Thema. Und da unterscheiden sich oftmals die Wohlfahrtsverbände nicht von den Privaten. Nun könnte in Rommersdorf auf dem Gelände des ehemaligen Marienhofes ein dreigeschossiges Seniorenimmobilienmonstrum entstehen. Die Baugenehmigung wurde im November 2014 erteilt. Der Grüne Burkhard Hoffmeister: „Ein Bunker“.
Wohn- und Pflegeheime machen ihre Gewinne nicht mit der Pflege, sondern mit den Zahlungen für Unterkunft, Verpflegung und Investitionen – die einzigen Stellschrauben bei ihrer Preispolitik. Bedeutet: Wer eine ordentliche Rendite erwirtschaften will, muss vor allem viele Räume günstig bauen.
So fiel der Neubauentwurf für das ehemalige Marienhof-Gelände in Rommersdorf entsprechend üppig aus. 22 Seniorenwohnungen mit Pflegebereich sollen dort in dreigeschossiger Bauweise entstehen. Die Architektur entspricht einer klassischen Heimbauweise – jedenfalls von außen und als Modellzeichnung.
Eigentlich stand der Punkt heute Abend gar nicht auf dem Sitzungsplan des Planungs- und Bauausschusses. Allerdings hat die Bebauung des Marienhofgeländes Entscheidendes mit der Entwicklung der Villa Schaaffhausen zu tun. Beides soll nämlich ein einheitliches, harmonisches Bild ergeben. Das dürfte so wohl kaum möglich sein.
Die Verwaltung distanzierte sich von der Baugenehmigung, die heute Zuständigen hätten damals noch nicht in der Verantwortung gestanden, so Rudolf Flachs, Noch-Chef des Bereichs Infrastruktur. Die Ausschussmitglieder fielen aus allen Wolken. Katja Kramer-Dißmann: „Mir verschlug es die Sprache.“
Jetzt ruhen die Hoffnungen auf Verfahrensfehlern oder neuen Entwicklungen. So spekulierten einige Ausschussmitglieder über einen angeblichen Investorenwechsel, was eventuell als Grund ausreichen könnte, um die Genehmigung für den Seniorenbunker anzufechten.
Wenig begeistert von dem Marienhof-Streich zeigte sich Villa Schaaffhausen-Investor Christian Boettcher. Bei der Bebauung des Schaaffhausen-Areals würde man auf jedes Detail achten, beim Ex-Marienhof habe man offensichtlich andere Maßstäbe angelegt, so der Bad Honnefer frustriert. Die Frage, ob das Bunker-Desaster eventuell auch das Projekt Villa gefährden könnte, wollte er nicht kommentieren.
Hätte auch keinen Sinn gemacht, denn da haben die Rommersdorf-Bondorfer ein Wörtchen mitzureden. Die seien allerdings sehr zugänglich, so Boettcher. Viermal habe man mit ihnen bereits zusammengesessen und immer sei etwas Konstruktives herausgekommen.
So wurde die aktuelle Planung deutlich abgespeckt. Von zunächst fünf Wohnobjekten blieben vier übrig, die in zweigeschossiger Bauweise und locker angeordnet an der Ostseite des Grundstücks entstehen sollen. 35 Wohnungen auf 2500 qm sind vorgesehen. Fahrzeugstellplätze sollen jetzt über eine neue untergeordnete Grundstücks- und Tiefgaragenzufahrt östlich der Villa von der Schaafhausener Straße erfolgen, Veränderungen im östlichen Bereich der Schaafhausener Straße müssten nicht vorgenommen werden.
Sicher ist, dass der Park sozialisiert wird, „der ist dann für jeden frei zugänglich“, so Boettcher. Die SPD forderte noch mehr. Sie möchte, dass wenigsten eins der vier neuen Objekte dem sozialen Wohnungsbau zugeschlagen wird. „Da haben wir noch nicht drüber nachgedacht“, so der Investor, „werden das aber noch tun“. Was sie eigentlich nicht müssten, denn der von der Verwaltung vorgelegte und vom Ausschuss ergänzte Antrag ging später auch ohne Sozialklausel gegen die Stimmen der SPD durch.
So wird beizeiten eine Bürgerversammlung stattfinden, die Verwaltung wird unabhängig von der Villa Schaaffhausen ein Konzept zur Entzerrung der Verkehrsströme und der Parksituation im angrenzenden Straßennetz erarbeiten und Einbahnstraßenmöglichkeiten prüfen. Stadtplaner Dirk Wiehe berichtete, dass bei der Testfahrt eines Feuerwehrfahrzeuges der Fahrer an bestimmten Stellen aufgrund von Straßenenge und parkenden Fahrzeugen nicht weiterkam. Ferner soll ein überarbeitetes Verkehrsgutachten erstellt und ein aussagekräftiges Umsetzungskonzept mit genauem Zeitplan und ein Stellplatzkonzept vorgelegt werden. Auch verlangten die Ausschussmitglieder eine genaue Beschreibung der Villa-Sanierung.
Die Zukunft der Villa sieht der sachkundige Bürger Christian Krause von den Grünen eng verknüpft mit der Erteilung einer Baugenehmigung. Die Sanierung des alten Gebäudes habe für ihn absolute Priorität.