Bad Honnef | Aufreger der letzten Woche: Die Parksituation in der Bad Honnefer Innenstadt soll entzerrt werden. Mehr Fluktuation zugunsten des Einzelhandels, zulasten der Anwohner.
In einem Radius von 250 Metern ausgehend von der Hauptstraße Nr. 50 soll es keine Gebührenfreiheit mehr für Parker geben. Was viele noch nicht realisiert haben und in der bisherigen Berichterstattung nicht endeutig vermittelt wurde: Auch Anlieger zwischen Mülheimer Straße, Weyermannallee, Krankenhaus, Lohmarstraße und Rheingoldweg können mit ihrem Anliegerausweis nicht mehr innerhalb dieser Zone A parken. Sie müssen in die B-Zone ausweichen. Ordnungsamtschef Gerrit Schöne-Warnefeld: „Wer berechtigt ist, einen Anliegerausweis zu beantragen, kann damit kostenlos in der Zone B parken.“ Bedeutet auch: Dort wird der Parkraum knapper.
Auf Onlineplattformen kritisierten Leserinnen und Leser den Beschluss heftig: Eine Bürgerin schrieb: „Vorsicht, Abzockerstadt Bad Honnef“, ein Bürger: „Eine positive Veränderung für den Handel sehe ich nicht.“ Auch in den sozialen Netzwerken kam es zu heftigen Reaktionen, u.a. Anlieger interessierten die Stadt nicht mehr, nicht die Parkplätze seien das Problem, sondern das Angebot, der Schuss werde nach hinten los gehen. Wegen der Gebühren würden noch weniger Kunden nach Bad Honnef kommen.
Genau diesen Effekt erzielte laut Industrie- und Handelskammer die Stadt Reutlingen mit ihrem neuen Parkraumbewirtschaftungskonzept. In einer Untersuchung der IHK wurde festgestellt, dass die Erhöhung der Parkgebühren dazu führte, dass etliche bisherige Kunden aus dem Umland der Stadt fernblieben.
Die Stadt Siegburg verkalkulierte sich ebenfalls. Nach der Einführung einer Gebührenpflicht floss bei weitem nicht der erhoffte Erlös in die Stadtkasse.
Beispiellos dürfte die Argumentation sein, mit der die Anlieger mit ihren Fahrzeugen aus ihrem Veedel getrieben werden: Um den Einzelhandel zu fördern. Was können die Anlieger für die strukturellen Fehler bei der Wirtschaftsförderung und für das Marketing der Einzelhändler?
Aber auch diese Gleichbehandlungsfrage muss hinsichtlich der Gebühren gestellt werden: Aus welchem Grund sollen eigentlich Anlieger der Zone A und B für das Parken bezahlen und Anlieger anderer Straßen nicht?
Interessant auch, dass weder Umweltgesichtspunkte eine Rolle zu spielen scheinen noch Barrierefreiheit. Wenn mehr Verkehr in die City und die Außenbezirke gedrängt wird, steigt natürlich auch die Immissionsbelastung und der Platz für Menschen mit einem Handicap wird weniger. Drohende Unfallgefahren erschweren das Leben in der Innenstadt zusätzlich.
Der Beschluss des Ausschusses lässt neben diesen Anmerkungen auch überhaupt keinen Marketingansatz erkennen und das in einer Zeit, da in Bad Honnef viel Geld in Markenbildung und Verkaufsförderung investiert werden soll. So könnte ein neues Parkraumbewirtschaftungskonzept sehr effektiv mit einer CityCard, einer Vorteilskarte für Besucher der Stadt, verbunden werden. Beim Kauf einer solchen Karte erwirbt der Käufer nicht nur das Anrecht auf Parkzeit, sondern bekommt gleichzeitig vom Handel Rabatte und andere Vorteile angeboten. Neben dem materiellen Nutzen schafft eine solche Karte beim Kunden viel Sympathie.
Parkautomaten werden sicherlich das Gegenteil bewirken – die Ungleichbehandlung Bad Honnefer Einwohner ebenfalls.